Unter dem Begriff "kritische Infrastruktur" wird vieles zusammengefasst.
Zitat des BBK: "Infrastrukturen sind bedeutsame Versorgungssysteme unserer Gesellschaft. Sie sind nicht nur alltäglichen Störungen und Gefahren, sondern auch Extremereignissen zum Beispiel durch Naturgefahren, technischem oder menschlichem Versagen oder vorsätzlichen Handlungen ausgesetzt. Infrastrukturen sind komplexe Systeme, von denen eine Vielzahl von Versorgungsfunktionen abhängen. Häufig sind Infrastrukturen voneinander abhängig; z.B. ist bei einem Ausfall der Stromversorgung auch die Informations- und Telekommunikationstechnologie betroffen und umgekehrt."
Genau dies nahm das THW zum Anlass, um verschiedene Möglichkeiten zu prüfen wie die Informations- und Telekommunikationstechnologie im THW aufrechterhalten werden kann, auch bei einem solchen flächendeckenden Stromausfall.
Ein Gremium aus verschiedenen Führungskräften aus dem gesamten Bundesgebiet kam zusammen, um eingegangene Vorschläge zu besprechen und Lösungen zu finden. In diesem Gremium waren auch Frankfurter Helfer der Fachgruppe Führung/Kommunikation vertreten. Eine Fachgruppe, die in diesem angenommenen Szenario am stärksten betroffen ist. Doch bereits im Vorfeld hatten sich die Helferinnen und Helfer überlegt, wie man sich diesem Problem gegenüber stellen sollte.
Das Ergebnis: Brieftauben!
Direkt an Einsatzstellen werden diese allerdings nicht eingesetzt werden. Grund hierfür ist das Heimfindevermögen. Daher werden an Einsatzstellen weiterhin klassisch "Ackerschnacker" also Feldtelefone mit Kurbel verwendet. Für die Übermittlung von Informationen und Meldungen über größere Entfernungen sieht es der entwickelte Plan vor, Brieftauben aus der näheren Umgebung des Empfängers zur Einsatzleitung/Führungsstelle zu transportieren und dort dann mit klassischen Meldevordrucken zu bestücken und zum Heimatort zurück fliegen zu lassen. Dort warten eventuell andere Einsatzkräfte, um die Meldungen in Empfang zu nehmen und an den jeweiligen Empfänger zu übermitteln.
Erste Tests waren bisher erfolgreich. So wurde durch unseren Ortsverband ein "Rettungshunde-Anhänger" beschafft und umgebaut. In ihm finden bis zu 20 Tiere Platz. Beim örtlichen Taubenzüchter, welcher auch Brieftauben in seinem Bestand hat, konnten zu Testzwecken 10 Tiere ausgeliehen werden, welche dann im neuen Anhänger an verschiedene Standorte in der Bundesrepublik transportiert wurden und von dort den Heimflug antraten. Alle Tiere kamen gesund und munter wieder in Frankfurt (Oder) an und auch die jeweiligen Testbotschaften.
Nun soll dieses Netz, vorerst in Brandenburg ausgebaut und erweitert werden. Wie genau ist noch nicht abschließend geklärt. Variante 1 sieht vor, jede größere Dienststelle von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und jeden THW Ortsverband sowie Leitstellen und Einsatzzentralen mit einer eigenen kleinen Taubenfarm auszustatten. Dort können im Einsatz befindliche Einheiten sich Ihre "Ration" Tauben abholen und diese dann für die Kommunikation mit der Ursprungswache benutzen. Variante 2 hingegen ist etwas kostengünstiger. Es sollen die örtlichen Brieftauben-Züchter in das Konzept eingebunden werden. Werden diese entsprechenden Tauben genutzt entfällt der Unterhalt direkt an den Dienststellen. Jedoch muss dann, vorzugsweise durch den Züchter selbst, sichergestellt sein das nach eintreffen der Tauben am Heimattaubenschlag die Nachrichten an den jeweiligen Empfänger welcher sich in der näheren Umgebung befinden, weitergeleitet werden. Erste Gespräche mit Brandenburger Taubenzüchtern laufen bereits.
Wie man sieht, steckt dieses Projekt noch in den Kinderschuhen. Es wird allerdings mit Hochdruck an diesem Konzept gearbeitet. Denn alle bisherigen Tests konnten beweisen das Brieftauben ein guter Ersatz für ausgefallene Funkzellen, Sendemasten, Internetverbindungen oder Mobilfunkanlagen oder defekte digitale Funkgeräte sind.