THW: Herr Broemme, bevor Sie THW-Präsident wurden, waren Sie Landesbranddirektor in Berlin und damit Chef der größten deutschen Feuerwehr. Was waren Ihre Beweggründe für den Wechsel an die Spitze des THW?
Broemme: Seit meiner Zeit als THW-Helfer im Ortsverband Darmstadt war ich dem THW eng verbunden. Ich interessierte mich nicht nur für Feuerwehr und Rettungswesen, sondern auch für den Katastrophenschutz. Als ich im März 2006 von Staatssekretär Dr. Hanning angerufen wurde, ob ich die Nachfolge von Dr. Georg Thiel antreten möchte, war ich überrascht. Ich traf mich noch am selben Abend mit dem persönlichen Referenten, der mir den Wechsel zum THW schmackhaft machte. Ich überschlief die Entscheidung und kündigte am nächsten Vormittag mein Interesse an.
Bereits nachmittags hatte sich der Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble für mich entschieden. Ich war damals 52 Jahre alt, hatte die Berliner Feuerwehr vierzehn Jahre lang geleitet und spürte beim THW eine neue Herausforderung in der gleichen „Branche“. Vor allem das internationale Netzwerk hat mich sehr interessiert.
THW: Seit Beginn Ihrer Amtszeit haben Sie sich auch auf internationaler Ebene sehr um den Ausbau der Beziehungen zu staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen gekümmert. Wie wichtig ist diese Zusammenarbeit für das THW?
Broemme: Wenn das THW nur so etwas wie die „Feuerwehr des Bundes“ wäre, wäre das THW in den 90er Jahren vermutlich aufgelöst worden. Ein wichtiges Kriterium für die politische Entscheidung, das THW als eigenständige Bundesanstalt aufzustellen, war das Engagement des THW im Ausland im Auftrag der Bundesregierung. In dieser Art gibt es keine andere Organisation, die genauso wie das THW diese Aufgaben erfüllen könnte. Internationale Einsätze und Projekte erfordern ein exzellentes Netzwerk, für das das THW bekannt ist. Ohne die partnerschaftliche Zusammenarbeit könnten viele Probleme nicht gelöst werden.
THW: Wenn Sie von Schwierigkeiten sprechen, ist die Nachwuchsgewinnung auch ein Problem? Ist das THW in Bezug auf den demographischen Wandel in Zukunft personell gut aufgestellt?
Broemme: Das THW wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen. Die Hauptamtlichen, die ein Prozent des THW-Personals ausmachen, sind die Wirbelsäule des THW. Sie sorgen im Alltag und bei Einsätzen dafür, dass das THW richtig funktioniert. Das positive Bild des THW in der Öffentlichkeit wird aber wesentlich von den Ortsverbänden geprägt. Und nur zufriedene Helferinnen und Helfer setzten sich gerne für „ihr“ THW ein – insbesondere bei der Nachwuchswerbung, wo „Mundpropaganda“ nach wie vor am besten greift.
Die Attraktivität des THW hängt von vielen Faktoren ab. Sie reichen vom Klima im einzelnen Ortsverband über das Image des THW, den baulichen Zustand der Unterkünfte und die Qualität der Ausbildung bis hin zu Übungen und Einsätzen. Ich bin überzeugt: Gemeinsam schaffen wir das!
THW: Neben dem demographischen Wandel ist die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt eine weitere Herausforderung. Wie stellt sich das THW darauf ein?
Broemme: Wir müssen uns darum kümmern, Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung für unsere Arbeit zu interessieren und dann auch „bei der Stange zu halten“. Das gilt insbesondere für Menschen, die bereit sind, Führungsaufgaben zu übernehmen. Beim THW gibt es in allen Ebenen und an vielen Orten bereits gute Beispiele, wie der Spagat zwischen THW, Familie und Beruf geschlossen wird. So haben wir rund 40 THW-Lehrgänge mit IHK-Anerkennung – das sind gute Beispiele für den Doppelnutzen von Ehrenamt und Beruf.
THW: Herr Broemme, eine abschließende Frage: Wie blicken Sie auf die bisherigen Jahre Ihrer Amtszeit zurück und was haben Sie sich noch für die nächsten Jahre vorgenommen?
Broemme: Die zehn Jahre vergingen wie im Fluge. Die Aufgaben als THW-Präsident sind vielfältig und nie langweilig. Ich möchte in den nächsten Dienstjahren noch möglichst viele Ortsverbände besuchen. Ich möchte, dass der THW-Haushalt dauerhaft auskömmlich aufgestellt ist und dass alle Unterkünfte, einschließlich deren Ausstattung mit Fahrzeugen und Geräten, modern sind. Das wichtigste Ziel ist jedoch, stets genügend Freiwillige zu haben, die sich für das THW im In- und Ausland engagieren. Und einen wichtigen Wunsch kann ich nur mit Gottes Hilfe erfüllt bekommen: dass alle Einsatzkräfte von allen Einsätzen und Übungen stets gesund zurückkommen.
Quelle: THW-NRW-Zeitung